, Siegrist Margit

Haselnuss (Coryllus avellana)

Windblütig, und doch wichtig für unsere Bienen!

 

Die Haselnuss (Corylus avellana)

 

Ob die „Gemeine Hasel“, wie sie offiziell heisst, nun eine Bienenweide ist oder nicht, da scheiden sich die Geister. Schliesslich ist sie eindeutig eine windblütige Pflanze, also nicht auf Insektenbesuch angewiesen, und sie bietet deshalb auch weder attraktive Blüten noch Nektar an.

Aber sie ist andererseits die früheste Pollenquelle für unsere Honigbienen und eine Bereicherung für den Garten, deshalb möchte ich sie hier doch näher vorstellen.

Mit ihrer Blüte läutet sie den phänologischen Vorfrühling ein,was übrigens zunehmend früher geschieht. Ist in älteren Büchern oft noch eine Blütezeit im März bis Mitte April angegeben, liegt sie bei unserer Gegend regelmässig im Februar. 2018 begannen die ersten Haselnüsse schon am 26.Januar zu stäuben und dieses Jahr begrüssten sie schon das Neujahr 2023 zusammen mit den Silvesterraketen!

Wenn man genau beobachtet, stellt man auch fest, dass es frühblühende Sträucher und „Langschläfer“ gibt. Diesen Umstand kann man um den Bienenstand herum nutzen, denn die Haselnuss lässt sich leicht durch Stecklinge und Absenker vermehren. Man kann sie auch auf einen bestehenden Strauch aufpropfen (oder „zweien“ wie man hier sagt), also einen Haselnussstrauch schaffen, der über lange Zeit immer wieder blüht! Da die angebotene Pollenmenge enorm ist, wie bei allen Windblütlern (sehr zum Leid der Allergiker), ist so ein Strauch für die Bienen sehr ergiebig.

Botanisch gehört die Hasel zu den Birkengewächsen (Betulaceae), wie Birke, Erle und Hainbuche. Sie wächst bevorzugt in lichten Wäldern, an Waldrändern und in Hecken, wobei ihre Pfahlwurzel mit relativ kurzen Seitenwurzeln die daneben wachsenden Ackerkulturen nicht negativ beeinflusst. Da ihr Holz für die Forstwirtschaft nicht wertvoll ist (wobei aber ihr Laub sehr stark zur Humusbildung beiträgt) , bleibt sie nur durch die Hilfe von Eichhörnchen, Bilchen, Mäusen und Vögeln wie den Eichelhäher oder Specht erhalten, die ihre Nüsse gerne vertragen und so quasi pflanzen.

Ihre Früchte entstehen aus winzigen, in den Knospen verborgenen, weiblichen Blüten, nur die roten Narben ragen wie kleine Sterne heraus, um den Pollen aus dem Wind zu fischen. Übrigens ist der Pollen nicht klebrig, wie bei insektenblütigen Pflanzen, sondern eher wie Staub. Er rieselt aus den Staubbeuteln der männlichen Kätzchen heraus und lagert sich auf den darunter liegenden Schuppen ab, von wo ihn der leichteste Windstoss fortträgt. Begehen unsere Honigbienen „Pollenraub“, tragen sie ihn in hell- bis schwefelgelben Pollenhöschen in den Stock. Ein Anblick, der uns jedes Frühjahr fröhlich stimmt und den Auftakt der Vor- oder Entwicklungstracht einläutet.

Im Buch „Bienenweide“ von G.Pritsch ist der Pollenwert mit einer soliden 2 (von 4 Stufen) angegeben und in Lebensdauer-Fütterungsversuchen rangiert er in der zweithöchsten Kategorie mit 31 Tagen, während die meisten anderen Windblütler nur der letzten Güteklasse mit 18-20 Tage angehören.

Angebaut werden Haselnüsse vor allem in südlichen Ländern, wo die Gefahr von Spätfrösten geringer ist. Die Schweizer sind allerdings laut Wikipedia Weltmeister im Verzehr von Haselnüssen, mit über 2kg pro Jahr – wobei davon sehr viel im bekannten Produkt Nougat landen dürfte.

Aber der Anbau im eigenen Garten lohnt sich durchaus! Erstens sind die eigenen Haselnüsse der -oft überlagerten- Ware im Supermarkt geschmacklich weit überlegen, zweitens der gewerbliche Anbau mithilfe von Monokulturen und Billigarbeitskräften (auch mit Kindern) sehr zweifelhaft und drittens ist der Anbau kinderleicht. Die Haselnuss stellt keine grossen Ansprüche an den Boden, nur zu nährstoffarm oder sauer mag sie nicht, genauso wie zu viel Schatten.

Der Rest ist sehr einfach: Nüsse abschütteln, nachtrocknen und schon hat man einen Vorrat von etwa 2kg Nüssen je Strauch, der gut ein Jahr haltbar ist. Um eine gute Ernte grosser Nüsse zu erhalten, schneidet man jedes Jahr die ältesten Triebe heraus und lässt die gleiche Anzahl Neutriebe stehen. Hat man den Schnitt schon lange verschlafen, lässt sich die Haselnuss vorteilhaft gleich ganz auf den Stock setzen – allerdings muss man dann ein paar Jahre auf die Ernte verzichten.

Die herausgeschnittenen Triebe kann man für Zäune, Korbflechterei und Stöcke benutzen oder ein ganzes Quartier Kinder mit Pfeil und Bogen versorgen, denn das Holz ist zäh und leicht spaltbar.

Die Nüsse enthalten rund 60% Öle (davon sehr viele gesunde, ungesättigte Fette), etwa 20% Eiweiss und massenhaft Vitamine und Mineralstoffe. Ihnen wird ein positiver Effekt auf den Cholesterinspiegel, die Herzgesundheit und die Gedächtnisleistung nachgesagt.

In der Küche lassen sich die Nüsse sehr breit verwenden, für Müeslis, Kuchen, Gebäck, Haselnusslikör, Krokant und Eis. Am besten röstet man sie dafür bei 180 Grad etwa 12 Minuten im Ofen, das verfeinert den Geschmack.

Die Blätter lassen sich in der Küche ebenfalls verwenden, an Stelle von Weinblättern. Allerdings werden sie öfter für heilkräftige Tees verwendet, vor allem bei Darmproblemen, zur Blutreingung, bei Wunden, schmerzenden Venen, Nasenbluten oder Ödemen.

Kein Wunder, das die Haselnuss wohl zu den ältesten Nutzpflanzen gehört und uns mindestens seit der Mittelsteinzeit, also mehr als 8000 Jahre, begleitet!

Wenn Sie sich für die Pflanzung eines Haselstrauches im Garten entscheiden, pflanzen sie übrigens gleichzeitig (laut Helmut Hintermeiers Buch  „Blütenpflanzen und ihre Gäste“) auch die Nahrungsgrundlage für 18 Gross- und 28 Kleinschmetterlinge, ganz nebenbei. Und auch für Trüffel und Steinpilz stellt die Haselnuss den passenden Partner, auch wenn man dafür schon sehr viel Glück bräuchte..

Man hat dabei die Qual der Wahl zwischen über 100 verschiedenen Sorten! Die bekanntesten sind wohl die „Halleschen Riesen“ und das “Wunder von Bollweiler“ bei den Zeller Nüssen (deren Fruchthülsen kürzer als die Nuss sind) und „Webbs Preisnuss“ und die „Rote“ und „Weisse Lambertsnuss“ bei den Lambertsnüssen (deren Früchte völlig von den Hülsen bedeckt sind).

Als Zierstrauch gibt es noch die Korkenzieherhasel zu erwähnen, eine Variation, die 1900 in England gefunden wurde. Ihre Nüsse sind zwar kleiner und nicht so wohlschmeckend, dafür hat sie dekorativ gewundene Äste und blüht deutlich später als alle anderen Nüsse, 2022 über einen Monat nach den „normalen Haselnüssen“.

Viele Argumente also für die Pflanzung einer Hasel! Und wem das noch nicht reicht, dem gefällt vielleicht der Volksglaube, dass die Haselnuss vor Blitzschlag schützen, Erd- und Wasserstrahlen umleiten soll und das geeignete Holz für Wünschelruten darstellt, mit der man Goldschätze oder – in unserer Zeit vielleicht wichtiger- Wasserquellen aufspüren kann....